Archiv für den Monat: September 2015

Ein Regenschirm für diesen Tag

Michael Lösch beginnt seine Rezension von „Im Blauen bleiben“ mit dem Gedanken an eine Figur von Wilhelm Genazino. Den genannten Held kenne ich bislang nicht, aber ich erinnere mich an den anderen aus dem hier im Titel genannten Buch.
Und mit der Erinnerung an die Handlung und die Atmosphäre des Buches kommt auch das Einfühlen wieder, so subtil wie der Druck der Schuhe die der Protagonist testet, das ist sein Job.
Die als Schuhe gar nicht drücken, dazu sind sie von Haus aus zu gut gearbeitet. Sie zeichnen sich durch eine Reihe an Qualitätsmerkmalen aus, die nur der Erfahrene differenziert erfühlen und beschreiben kann. Es drückt den Helden beim Gehen in diesen Schuhen überall an Körper und Seele und am wenigsten an den Füßen. Denn es kommt in der Geschichte so, dass das alles nichts mehr wert ist: Beschreibung, Differenzierung, Qualität. Realität, absehbar, ein Roman über den Versuch des gut gemeinten Etablierens, der darum nicht gelingt.

„Das Leben ist wie ein verregneter Tag und ich bin der Regenschirm für diesen Tag.“ So erinnere ich mich an die Formulierung bei Wilhelm Genazino. Jetzt ist es mir klarer. Das sind Glück und Gewinn, interpretiert zu werden. In den Schuhen des anderen zu gehen.

https://einachtellorbeerblatt.wordpress.com/2015/01/28/rezension-norman-young-im-blauen-bleiben/